Fraser Island
- JO
- 4. Juli 2016
- 4 Min. Lesezeit
Holprige Sandstraßen mit tiefen Fahrtrinnen, unberührte kilometerlange Strände und die größte wild lebende Dingo-Population machen die größte Sandinsel der Welt berühmt. Wer möchte begegnet hier tagelang keinen anderen Menschen, weniger als ein Dutzend Motels bieten einen höheren Standard als Campingzelte. Die Hauptverkehrsader für Jeeps und Flugzeuge gleichermaßen ist der Strand im Westen der Insel.

Tagalong
24 Backpacker in drei veralteten Jeeps begeben sich auf ein drei Tage andauerndes Abenteuer auf Fraser Island. Zu jeweils acht Insassen pro Auto kämpfen die Fahrer des zweiten und dritten Wagens trotz Vierradantrieb mit Schlaglöchern, Wassergräben und tiefen Fahrspuren im Sand. Guide John lässt indessen im ersten Jeep entspannt einen Arm aus dem Fenster baumeln und gibt durch den Funk ironische Kommentare über den jeweiligen Fahrstil zum Besten. Wird tagsüber in den Jeeps durch den Regenwald geholpert oder am Strand entlanggebrettert, findet sich die Truppe nach Einbruch der Dunkelheit im ‚Base Camp’ nahe dem Happy Valley zusammen – namentlich neun Zelte, wenige Tische und Bänke und ein Grill umgeben von Elektrozaun, um neugierige Dingos fernzuhalten.

Lake Birrabeen
Im Zentrum von Fraser liegen einige Seen, die durch einspurige Sandstraßen mit einander verbunden sind. Gespeist von Regenwasser und ohne anderweitigen natürlichen Wasserzufluss wurden die Bergkessel über tausende von Jahren geformt und bilden heute natürliche Auffangbecken für kristallklares, eiskaltes Regenwasser. Nur wenige Fische leben in den Seen, deren spiegelglatte Oberflächen sich bis in die Ferne erstrecken. Die schmalen Strände an ihren Ufern sind ungewöhnlich weiß und fein und blenden im Sonnenlicht. Lake Birrabeen ist durch eine Stichstraße erreichbar und liegt wenige Minuten Fußmarsch von der Haltebucht entfernt. Nur ein unauffälliges Schild weist auf den Nahe gelegenen Strand hin. Ein schmaler Weg führt durch Bäume und Sträucher hindurch bevor einige wenige Holzstufen zum Strand hinabführen. Ein Besuch im australischen Winter bedeutet nun kaltes Wasser und eine starke Brise.


Lake Benaroon
Im Gegensatz zu Lake Birrabeen überrascht Lake Benaroon auf gänzlich andere Weise. Scheint zunächst ebenfalls eine kristallklare, blaue Wasserfläche in der Sonne zu glitzern, wird beim Näherkommen das Ufer des Sees erkennbar. Dort ist das Wasser des Sees eindeutig rötlich gefärbt bevor es in der Ferne zunächst eine violette Färbung annimmt und letztlich in das gewohnte blau übergeht.
Eli Creek
Vom Strand aus erscheint Eli Creek nur als schmale Wasserzunge, die sich aus den Dünen heraus zum Meer hinabschlängelt. Beim Näherkommen eröffnet sich jedoch der Blick auf einen schmalen Fluss, der sich in leichten Bögen langsam durch die Dünen windet. Leichte Strömungen lassen das Wasser seicht dahin fließen. Ein Holzsteg führt parallel dem Wasserbett folgend hinauf bis zu jenem Punkt, an dem der Fluss dem Gestrüpp der Wälder entspringt. Von dort aus kann sich ein jeder in dem klaren Wasser zum Strand langsam zurücktreiben lassen und entspannen, bevor es den Strand entlang weiter in Richtung Norden der Insel geht.

Maheno Schiffswrack
Es war einstmals das modernste ausgestattete Krankenhausschiff und wurde während des ersten Weltkrieges als Transportschiff für Verletzte der ANZAC Streitkräfte [Australian & New Zealand Army Corps] der Gallipoli-Schlacht eingesetzt. Nach Ende des Krieges fungierte es als Transportschiff der neuseeländischen Union Company und verschiffte Altmetall und alte Schiffe zwischen Australien und Asien. Nur 30 Jahre nach ihrer Jungfernfahrt begab sich die SS Maheno im Juli 1935 auf ihre letzte Fahrt gen asiatischen Kontinent, während derer sie in einen Zyklon geriet und zunächst vom Radar verschwand bevor sie wenige Tage später an die Küste von Fraser Island gespült wurde. Wenige Bergungsversuche scheiterten, weshalb die alte Dame seit nun fast 80 Jahren alljährlich Besucher fasziniert – so auch Familie Hashagen der elterlichen Generation vor nun etwa 25 Jahren.

Champagne Pools
Persönliches Fraser-Highlight waren die durch Felsen vom Meer abgetrennten Wasserbecken im Norden der Insel. Ist das Baden im Meer aufgrund von Haien und Quallen auf Fraser verboten, bieten die Champagne Pools eine einzigartige Möglichkeit der Abkühlung nach einem langen Tag entlang der Ostküste der Insel. Zwischen Indian Head und Waddy Point gelegen rollen mächtige Wellen gegen Felsen, die zwei natürliche Becken formen, in denen sich Fische und Menschen gleichermaßen im Meeresschaum tummeln.

Indian Head
Am nördlichen Ende des 75 Mile Beach reicht eine Felsnase in die offene See hinaus und bildet den östlichsten Punkt Frasers. Ihren Namen erhielten die Felsen von Captain Cook, der 1770 zum ersten Mal an ihnen vorbeisegelte und dort einige Aborigines sah. Ein kurzer Fußmarsch über Felsen führt hinauf auf die Felsklippen, von wo aus im Licht der untergehenden Sonne der Tag wunderbar ausklingen und Wale beobachten lassen. Im australischen Winter sind die Giganten nur selten zu sehen, dennoch tummelt sich eine Walfamilie in unmittelbarer Nähe des Indian Head. Der Erdanziehung und dem eigenen Gewicht strotzend erheben sich die Tiere elegant aus dem Wasser und lassen sich seitlich zurück ins sichere Nass fallen.

Lake McKenzie
Ein schmaler Sandweg führt hinab zu dem See und durch die Äste der Bäume leuchtet das Wasser den Nahenden entgegen. Der See ist einer der Highlights von Fraser Island und beeindruckt mit klarem, türkisblauen Wasser und einem feinem Sandstrand, der zu circa 60% aus Silica besteht. Trotz Wolken verhangenem Himmel und leichten Nieselregen trauen sich einige in die Kälte des Wassers und wer vom vorabendlichen Alkoholkonsum leidet wird von Guide John unfreiwillig in voller Montur baden geschickt.
Comments